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Die staatliche Doppik im Realitätscheck – Kurzgutachten des Bundestages

  • Lehmitz
  • 13. Nov.
  • 2 Min. Lesezeit
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Die Einführung der doppelten Buchführung in der öffentlichen Verwaltung – kurz staatliche Doppik – gilt seit Jahren als eines der größten Modernisierungsprojekte im öffentlichen Haushalts- und Rechnungswesen. Wie weit Deutschland auf diesem Weg tatsächlich gekommen ist und wo die größten Problemfelder liegen, hat ein aktuelles Kurzgutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages (WD 4 – 3000 – 036/25) untersucht.


Doppik ja – aber sehr unterschiedlich


Zwar hat sich die Doppik als Zielbild moderner staatlicher Rechnungslegung weitgehend durchgesetzt. Doch der Blick in Bund, Länder und Kommunen zeigt ein heterogenes Bild:


  • Der Bund führt weiterhin eine überwiegend kameralistische Haushaltsführung, testet aber seit einigen Jahren Elemente der Doppik in Pilotprojekten. Ein vollständiger Systemwechsel ist aktuell nicht vorgesehen.


  • Die Bundesländer sind formal weiter, doch nicht einheitlich. Einige Länder nutzen bereits seit Jahren ein doppisches Haushaltswesen, andere befinden sich noch im Umstellungsprozess oder haben hybride Modelle.


  • Die Kommunen tragen den größten Teil der bisherigen Umsetzung – und sind zugleich am stärksten belastet. Während viele Kommunen die Doppik vollständig eingeführt haben, kämpfen andere noch mit Rückständen bei Jahresabschlüssen, IT-Umstellungen oder Personalknappheit.


Wo hakt es? – Die zentralen Problemfelder


Das Gutachten zeigt deutlich: Die technischen und organisatorischen Herausforderungen sind erheblich. Besonders genannt werden:


Rückstände bei Jahresabschlüssen: In vielen Kommunen sind Jahresabschlüsse mehrere Jahre im Rückstand. Gründe sind fehlende Ressourcen, komplexe Beteiligungsstrukturen und aufwendige Bewertungsfragen.


Uneinheitliche Standards: Trotz Empfehlungen gibt es in den Ländern verschiedene Ausprägungen von Kontenrahmen, Bewertungsregeln oder Berichtspflichten – das erschwert Vergleichbarkeit und Konsolidierung.


Personal- und Kompetenzengpässe: Der Fachkräftemangel trifft das kommunale Finanzwesen besonders hart. Die Doppik erfordert zusätzlich qualifiziertes Personal und regelmäßige Fortbildung.


IT-Komplexität: Die Umstellung verlangt leistungsfähige Systeme, Datenqualität und funktionierende Schnittstellen – ein Dauerthema in allen Verwaltungsebenen.


Warum sich der Aufwand dennoch lohnt


Trotz der Schwierigkeiten bleibt das Ziel klar: Die Doppik soll eine realistischere Darstellung der Vermögenslage, bessere Steuerungsimpulse und mehr Transparenz schaffen. Viele Kommunen, die die Umstellung erfolgreich bewältigt haben, berichten über:


  • bessere Investitions- und Instandhaltungsentscheidungen,

  • mehr Übersicht über Vermögensverzehr und Ressourcenbedarf,

  • professionellere Steuerung kommunaler Beteiligungen.


Fazit: Viel erreicht – aber es bleibt noch viel zu tun!


Das Kurzgutachten zeichnet ein differenziertes Bild:

Die Doppik ist in Deutschland angekommen, aber die Umsetzung ist weder abgeschlossen noch einheitlich.


Besonders auf kommunaler Ebene braucht es pragmatische Erleichterungen, mehr Ressourcen und klare Standards.


Auf Landes- und Bundesebene gibt es erste Ansätze und Entwicklungen, allerdings ist die Kameralistik weiterhin das führende System für die Rechnungslegung.


Für die öffentliche Verwaltung bleibt die doppelte Buchführung (Doppik) ein anspruchsvolles, aber unverzichtbares Fundament moderner Steuerung – vorausgesetzt, sie wird konsequent weiterentwickelt und praxisnah umgesetzt.



 
 
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